Aus dem ABC des Christen
(Teil 2)
Freust du dich deiner Stellung in Christo?
Mit der Schwebebahn den Gipfel des Berges zu erreichen, ist keine Kunst. Sieh dich nur einmal in einer solchen Kabine um. Da sitzen und stehen oft Leute drin, die alles andere als Alpinisten sind: Schmächtige, bleiche Städter, alte Leute, kleine Kinder, Gehbehinderte und andere berguntüchtige Fahrgäste.
Außer dem Fahrpreis wird nichts von ihnen gefordert, als nur ein gutes Teil Vertrauen in die technische Konstruktion und Funktion der Bahn: Auf die Zuverlässigkeit der zahllosen Träger und ihrer Rollen, auf die Reißfestigkeit der starken Drahtseile und auf den gleichmäßigen Gang der Motoren.
Alle erreichen genau dasselbe Ziel, der dort mit den Stadtschuhen, die vornübergebeugte Großmutter mit dem Büblein an der Hand und auch jener mit den Krücken. Alle durchströmt das Bewusstsein: Nun sind wir ganz oben! – Herrliche Tatsache!
«Seid ihr erschöpft? Wie habt ihr nur die vielen Abgründe durchqueren und die schroffen Felswände überwinden können?» – Erstaunt sehen sie dich an: «Sonderbare Fragen! Das waren doch nicht wir, die Bahn hat uns doch heraufgebracht!»
Und jetzt hört man sie ausrufen: «Wie grandios diese Bergwelt, diese Täler, diese Fernsicht!» Doch keiner sagt: «Ich hab’s geschafft!»
Wir Christen haben eine unvergleichlich gewaltigere Höhenfahrt erlebt. Unsere Ausgangslage war einst hoffnungslos. Da war kein Unterschied, wir alle hatten gesündigt und konnten die Herrlichkeit Gottes nicht erreichen. Wir hatten nur das Gericht zu erwarten, die ewige Verdammnis, den zweiten Tod. Römer 3,9-18; 22-23; Titus 3,3; Epheser 2,1-3 und viele andere Stellen reden davon.
Aber Gott hat an uns gedacht. Ohne unser Wissen liebte Er uns; nicht nur mit Worten, sondern mit Taten! Was in keines Menschen Herz gekommen ist, hat Gott bereitet: Ein Heil, das bei unserem moralisch unverbesserlichen Tiefstand beginnt, aber bis in den Himmel, bis zum Heiligtum des Thrones Gottes und bis zu Seinem Herzen hinaufreicht!
Gott hat den Ratschluss zu diesem Heil gefasst, und Jesus Christus, Sein Sohn hat ihn zur Ausführung gebracht. Er hat am Kreuz für uns gelitten. Dort wurden unsere Sünden auf Ihn geladen, dort wurde Er für uns zur Sünde gemacht. Er ging für uns ins Gericht und hat für uns den Zorn Gottes erduldet. Er hat für uns Sein Leben hingegeben und ist für uns gestorben. Er wurde begraben und dann unserer Rechtfertigung wegen auferweckt. Und als auferstandener Mensch ist Er zur Rechten der Majestät Gottes erhöht worden. Dort lebt Er immerdar, um sich für uns zu verwenden.
Nun wird jedem Sünder dieses vollkommene, für ewig festgefügte Heil angeboten, das die Gnade Gottes für ihn bereitet hat und so gewaltige Ausmaße besitzt. Der Sünder hat ihm nichts mehr hinzuzufügen, «denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittelst des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, auf dass niemand sich rühme» (Eph. 2,8).
Wenn also der Sünder sein Vertrauen auf die Zeugnisse des Wortes Gottes setzt und «durch Glauben» in das Heil Gottes eintritt, so fallen ihm sofort alle Resultate des ganzen Werkes Jesu Christi zu. Jeder wird in Christo aus der tiefsten Tiefe seines Elends in die alles überragende Höhe der «Herrlichkeit Gottes» emporgehoben, die wir nie aus eigener Kraft zu erreichen vermocht hätten (Röm. 3,23). Nur «in Christo», «in Ihm» und «durch Ihn» war das möglich; diese Ausdrücke finden wir so oft im Epheserbrief.
Demnach besteht unter den Erretteten in ihrer Stellung vor Gott keinerlei Unterschied. Kraft Seines Heiles in Christo Jesu befinden sich jetzt alle «ganz oben». Gott «hat uns mit auferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christo» (Eph. 2,6).
Was für ein Ausblick bietet sich uns Christen von unserer neuen Stellung aus! Es ist unmöglich, in wenigen Worten die wunderbaren Ergebnisse des Werkes des Herrn, die nun unser Teil sind, einzeln aufzuzählen. Wir können hier nur kurz auf einige Wahrheiten, die unsere neuen Beziehungen zu Gott betreffen, hinweisen.
«Durch den Gehorsam des Einen» sind wir, «die Vielen in die Stellung von Gerechten gesetzt» worden (Römer 5,19). Gott sieht uns nicht mehr in der «Stellung von Sündern», und der Ausspruch: «Wir sind allzumal arme Sünder», den viele Gläubige auf sich selbst beziehen, entspricht nicht mehr den Tatsachen. Nicht nur haben wir die Vergebung aller unserer Sünden, – durch den Willen Gottes sind wir selbst geheiligt, durch das ein für allemal geschehene Opfer Jesu Christi (Hebr. 10,10). Wir sind durch ein Opfer auf immerdar vollkommen gemacht (Hebr. 10,14). Daher haben wir nun Freimütigkeit zum Eintritt in das Heiligtum (Gottes) durch das Blut Jesu, den neuen und lebendigen Weg…» (Hebr. 10,19.20).
Aber, wenn wir ins Heiligtum eintreten und dem Throne Gottes nahen, wie wird Er uns begegnen? «Sehet, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen… Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes! (1. Joh. 3,1-2). Wir sind «aus Gott geboren», haben «Leben aus Gott» und sind die Gegenstände Seiner immerwährenden göttlichen Vaterliebe und Fürsorge.
Und doch gibt es Gläubige, die sich über ihre Stellung in Christo nicht zu freuen vermögen! Warum?
- Sie meinen, bevor das Heil in Christo seine volle Gültigkeit besitze, müssten sie selber durch eigene Anstrengung noch dieses oder jenes hinzufügen. Und weil sie spüren, dass ihre Anstrengungen so unvollkommen sind, fehlt ihnen die Gewissheit und die Freude des Heils.
- Oder sie machen ihre Stellung in Christo von ihrem praktischen Zustand abhängig. Ist ihnen eine «gute Tat», ein «guter Tag» gelungen, dann können sie sich über das, was sie vom Heile wissen, freuen. Haben sie aber ihren sogenannten «schwarzen Tag», dann zweifeln sie an ihrer Gotteskindschaft und an allem. Unsere Stellung ist aber nur vom vollkommenen Werk Jesu Christi abhängig; unser Zustand kann nichts daran ändern. Unser Zustand soll unserer hohen Stellung entsprechen, nicht umgekehrt. Damit dies so sei, nimmt uns Gott in Seine Schule (Hebr. 12,5-11). Gottes Wort sagt: «Durch ein Opfer hat er auf immerdar vollkommen gemacht (Stellung), die geheiligt werden (Zustand).
- Eine dritte Gruppe von Gläubigen ist zu träge, um all ihre Reichtümer in Christo und ihre Stellung in Ihm kennen zu lernen. Sie beschäftigen sich eigentlich nur mit den Dingen dieser Erde und berauben sich dadurch selber ihrer wahren Freude. Wie haben wir doch alle die Ermahnung in Kol. 3,1 so nötig: «Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so suchet was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.»
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